Dienstag, 25. Mai 2010

Am Abend

Es ist spät geworden. Die Sonne ist längst untergegangen und vor dem dunklen, graublauen Hintergrund der Dämmerung zeichnen sich die Blumen auf meinem Fensterbrett ab. Ein wirrer, schwarzer Schatten. Von den vollen, roten Blüten ist nichts mehr zu sehen. Es ist sehr still. Nicht einmal die Uhr höre ich ticken, sie ist stehen geblieben. Plötzlich ein Lachen. Ein Mann und eine Frau, draußen auf der Straße. Es durchfährt mich, wie ein Messerstich. Meine Hand lässt das Weinglas fallen. Unter den Scherben breitet sich die schwere, purpurne Flüssigkeit in einer dunklen Lache auf dem Fußboden aus. Vor meinen starren Augen blitzen Bilder auf. Bilder aus einem schönen Traum. An der Wand sitzt eine schwarze Fliege. Sie zuckt mit den Flügeln, als würde sie ungeduldig auf etwas warten. Und die Bilder verschwimmen.

Es ist Nacht geworden. Die Umrisse der Blumen hat inzwischen die tiefschwarze Dunkelheit verschlungen. Ich werde jetzt schlafen gehen.