Dienstag, 9. März 2010

Klum und Klümer

Es ist wieder soweit. Die Geburt des gefühlten 42. Kindes unserer Vorzeige-... ähm.. athletischen, blonden Übermutter Heidi Klum liegt nun doch einige Zeit zurück, und um ihre Mission nicht zu gefährden, die deutsche Öffentlichkeit unermüdlich mit ihrer Person zu penetrieren, ist es deshalb Zeit, eine neue Runde 'Germany's Next Topmodel' einzuläuten. Wochenlang wurden wir also darauf aufmerksam gemacht, dass sie endlich wieder (!) das schönste Mädchen Deutschlands suchen würde, sie, Heidi, von deren Gunst Aufstieg und Fall eines jeden Nachwuchs-Models abhängt. Denn Heidi ist die Modeszene. Und deshalb ist sie auch der Mittelpunkt der Sendung. Die zwei Noname-Yuppies an ihrer Seite, die jemand als exzentrische Mode-Kenner verkleidet hat, dienen lediglich als Accessoires. Sollte wider Erwarten einer von ihnen größeren Kultstatus erreichen, als Frau Klum, wird er einfach aus der Jury entfernt, sodass sich Louise XIV weiter an dem allein ihr gebührenden Ruhm ergötzen kann. Und natürlich stehen dafür auch diesmal wieder genügend Barbie-Lemminge bereit, die ihre geistige Führerin entsprechend anbeten. Ich möchte damit natürlich keinesfalls abstreiten, dass sie alle charismatische Individuen mit einer unglaublichen Ausstrahlung sind.

Ignoriert man jedoch einfach das nervige Blendadent-Lächeln der offensichtlich heliumabhängigen Heidi Klum, hat 'Germany's Next Topmodel' wirklich Potential zu einer richtig guten Comedy-Show, denn es ist immer wieder amüsant, wie auffällig unauffällig in dieser Sendung versucht wird, mit (selbstverständlich völlig absurden) Vorurteilen gegen Models aufzuräumen. Sobald sich beispielsweise eine Kandidatin findet, die zufällig studiert, muss das unbedingt 100-200 Mal erwähnt werden, schließlich soll jeder sehen, dass Models tatsächlich hochintelligente, emanzipierte junge Frauen sind. Deshalb ist es auch lediglich ein Zeichen von mentaler Stärke und Disziplin, wenn sie sich von Mama Heidi permanent als 'die Mädchen' bezeichnen lassen, oder letztlich doch stets der Anweisung folgen, das zu tun, was der Kunde verlangt, auch wenn es ihnen in diesem Moment unangenehm wäre – letzteres lasse ich jetzt einfach mal so stehen, ohne es näher zu kommentieren.
Stets erheiternd ist auch die Tatsache, dass die unglaublich geschickte Platzierung kalorienstrotzender Lebensmittel direkt vor der Kamera uns wohl irgendwie suggerieren soll, dass Models sich nicht ausschließlich von Wattebäuschen mit Ananassaft ernähren. Ganz im Gegenteil, nach der Darstellung dieser zweifellos glaubwürdigen Dokumentation über das Leben als Model essen die Kandidatinnen beispielsweise Chips zum Frühstück – [Pause für Lacher] – aber wir als Laien wissen wahrscheinlich einfach nur nicht nicht, dass das ein Wundermittel für strahlend schöne Haut ist.

Nun, es gibt so einiges zu schmunzeln über Heidi, ihre Jüngerinnen, und den Rest der Möchtegern-High Society des 'Germany's Next Topmodel'-Universums. So kann es durchaus erfrischend sein, mal eine Viertelstunde einzuschalten und sich auf diesen Nonsens einzulassen.
Und wer mir jetzt vorwirft, ich wäre ja nur neidisch auf die Wahnsinnskarriere der schönsten Mädchen Deutschlands, der hat natürlich recht. Wie gerne wäre ich das neue C&A-Gesicht oder würde für den neuen Beef Supreme Deluxe mit feurigen Jalapenos werben. Aber mit diesen Maßen bleibt mir wohl leider nur ein Maschinenbau-Studium. Mist.